ProHTA
Prospektives Health Technology Assessment
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Prospective Health Technology Assessment Medical Valley EMN“ (ProHTA) implementiert eine wissenschaftliche Dienstleistungs-Plattform für die Bewertung innovativer Ideen im Gesundheitswesen vor deren Markteinführung. Im Gegensatz zu klassischem Health Technology Assessment (HTA) wird ProHTA frühzeitig zu Beginn der Forschungsphase durchgeführt, noch bevor größere finanzielle und personelle Investitionen getätigt werden. So unterstützt es Entscheidungsträger und ermöglicht wertvolle Zeit- und Kosten-Einsparungen im Bereich von Forschung und Entwicklung.
Die ProHTA Dienstleistungs-Plattform bündelt und formalisiert spezifisches Fachwissen von Daten, Akteuren, Prozessen, Effekten und Zahlungssystemen und kombiniert diese mit speziell für dieses Projekt entwickelten Simulationswerkzeugen. Mit Hilfe der Simulationsszenarien können Voraussagen über die Auswirkungen (Nutzen, Kosten) neuer Technologien auf die betroffenen Bereiche des Gesundheitswesens gegeben werden. Darüber hinaus können Schwachstellen identifiziert werden, in denen Optimierungen möglich sind, einschließlich der Informationen darüber, wie diese Verbesserung erzielt werden kann.
Der ProHTA Ansatz beantwortet zwei Arten von Fragen. Ausgehend davon, wie die Dinge heute getan werden, wird eine Änderung durch die Einführung einer innovativen Idee beschrieben:
„Was ist die Auswirkung einer bestimmten Innovation?“
Durch Simulationsverfahren kann diese bisher unbekannte Veränderung berechnet werden. Umgekehrt kann man fragen, wie eine gewünschte Veränderung erzielt werden kann:
„Welche Charakteristika muss eine technologische Innovation erfüllen, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen?“
Dabei können mit Hilfe von Simulationsverfahren Engpässe aufgedeckt werden, die im Zusammenhang mit der gewünschten Veränderung stehen, um somit Rückschlüsse auf eine Innovation zu liefern, die diese Engpässe beseitigen und den Zieleffekt erreichen soll.
Eine beispielhaft bearbeitete Fragestellung lautet: Lohnt sich die Entwicklung eines innovativen Verfahrens zur Akuttherapie ischämischer Schlaganfallpatienten sowohl aus medizinischer als auch aus ökonomischer Sicht, unter Einbeziehung der Vergütung und Kostenerstattung im deutschen Gesundheitssystem? Bisher konnte das Projekt für diese Fragestellung zeigen, dass durch den Einsatz sogenannter Mobiler Stroke Units zur Akuttherapie ischämischer Schlaganfallpatienten die äußerst zeitkritische Dauer bis zur Therapieentscheidung verkürzt und damit die Lebensqualität vieler Patienten verbessert werden kann. Kosten in der meist langwierigen und kostenintensiven Anschlussbehandlung und Pflege können eingespart werden.
Der Lehrstuhl für Medizinische Informatik sieht sich in diesem Projekt an der Schnittstelle zwischen der domänenspezifischen Konzeption und der technologischen Realisierung. Er verantwortet das Design und die inhaltliche Umsetzung konzeptioneller Modelle als Voraussetzung für die technische Simulation. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Formalisierung des Projektablaufs, der zugrundeliegenden Prozesse mit ihren Arbeitsschritten und Zuständigkeiten sowie deren Dokumentation.
Information
Laufzeit: 07/2010 – 04/2015
Förderung: BMBF und Bay. Wirtschaftsministerium
Partner
- Siemens AG Healthcare
- sepp.med GmbH
- St. Jude Medical
- Interdisziplinäres Zentrum für Public Health (FAU)
- Lehrstuhl Informatik 6 (FAU)
- Lehrstuhl Informatik 7 (FAU)
- Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement (FAU)